Heute schreibe ich nicht am Bildschirm, nicht auf ein frisches leeres Blatt Papier. Heute bleibt das Papier leer.
Das weiße Blatt starrt mich an und sagt: „Das nennst du leer?“
Ich zögere.
„Wenn die Leere weiß ist, dann ist sie nicht leer“, sagt das Blatt.
Dieses Weiß hat etwas Erhabenes und Reines. Obwohl das Weiß nicht reinweiß ist. Auch nicht Vanille oder Magnolie. Eher wie das Weiß der Margeritenblüte oder der heiligen Hortensien. Weißer Flieder wird leicht dreckig, wenn Einzelblüten verblühen. Dieses Weiß meine ich nicht.
Mein Leben ist auch nicht mehr weiß, obwohl ich Menschen kenne, die sich leicht wieder in einen weißen unschuldigen Zustand versetzen können.
Das leere Blatt ist unschuldig. Als solches zeugt es von Respekt, dass ich es heute weiß lasse. In dem ich diese Gedanken auf einen Papierfetzen, auf gebrauchtes Schmierpapier schreibe, dokumentiere ich ihre Vorläufigkeit und ihre private Natur. Diese Wörter sind für niemanden bestimmt. Nicht einmal für mich. Sie hinterlassen keine Spuren. Sie purzeln einfach durch meine Hand und meinen Füller auf Schmierpapier. So wie beim Nießen kleine Tropfen Schleim in die Umgebung spritzen, die wir bestensfalls in der Spüle mit etwas Wasser in den Abfluss schicken. [continue reading…]